An/Archiv

Installation, Artspace Juraplatz, Biel, Frau K* (Manuela Hitz, Tamara Widmer), Fotos. Enrique Munoz Garcia

Was passiert mit Dingen, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben? Wenn Erinnerungen zu Staub werden, Gespräche verhallen und Objekte in Kisten oder Kellern verschwinden? In meinem Projekt „Mein Leben – Eine VersuchsAnOrdnung“ widme ich mich dem letzten Gang von Dingen und Geschichten – jenen Momenten, in denen Sichtbares ins Unsichtbare kippt.

Ausgangspunkt war die geplante Rückführung zerbrochener Tonscherben des Künstlers Andreas Schneider an ihren Ursprungsort in Stoke-on-Trent. Eine Geste des Abschieds, gedacht als dokumentarische Reise, wurde zur Trauerprozession – und schließlich zur Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte, unserem Schaffen, unserem Erinnern. Aus dem Archiv eines anderen entstand ein eigenes.

Im Zentrum steht das Anarchiv: ein offenes, subjektives Archiv, das dem Festhalten misstraut. Statt Linearität entstehen Spuren, Fragmente, Versuchsanordnungen. Der nicht brennende Holztisch, der entnommene Abdruck, der unauflösbare Stoffknäuel – all diese Elemente sind poetische Behauptungen gegen das Vergessen.

Die Arbeit kreist um Fragen des Loslassens, der Weitergabe, des Archivierens jenseits normativer Strukturen. Sie verhandelt materielle Erinnerung, Trauer, feministische Geschichtsschreibung und das Scheitern als produktiven Zustand.

Ein Projekt über das Sichtbarmachen des Unsichtbaren – und das Erzählen, das offen bleibt.